Fischlebensräume

Südtirol bildet durch die inneralpine Lage am Südrand der Alpen ein Grenzgebiet für verschiedene Klimazonen. Verbunden mit der raschen Abfolge von Höhenstufen entstanden dadurch eine Vielzahl von Gewässertypen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Vorkommenden Fischarten wider. 

Fließgewässer

Die Fließgewässer Südtirols erstrecken sich über eine beeindruckende Gesamtlänge von 9.500 km. Diese dynamischen Wasserkörper verändern ihren Charakter von der Quelle bis zur Mündung. So entstand ein weitverzweigtes Netz aus Flüssen, Bächen und künstlichen Gräben, das mit wenigen Ausnahmen in das Flusssystem der Etsch mündet und schließlich in die Adria entwässert.

Als oberste Fließgewässerregion ist die Quellregion von Extremen geprägt. Sie bildet nur dann einen geeigneten Fischlebensraum, wenn geeignete Bedingungen für alle Lebensstadien vorherrschen. 

Geprägt von hoher Strömungsgeschwindigkeit, ganzjährig tiefen Wassertemperaturen und starken Sedimenttransport stellt die Forellenregion den bevorzugten Lebensraum der Bachforelle dar. Abschnitte mit flachem, schnell fließendem Wasser stehen in Wechsel mit tiefen Gumpen und Auskolkungen. Die Marmorierte Forelle steigt bevorzugt zur Fortpflanzung in diese Region auf, da sie hier auf geeignetes Laichsubstrat trifft. 

Tiefe Rinnen an den Prallufern werden von Kiesbänken abgelöst. Neben der namensgebenden Äsche zählt auch die Marmorierte Forelle zu den Leitfischarten der Äschenregion. Darüber hinaus bereichern Kleinfischarten wie die Mühlkoppe runden das Artspektrum dieser Flussabschnitte

Aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeit beherbergt die Barbenregion eine Vielzahl von Fischarten. Das Artrepertoire der Äschenregion wird hier insbesondere durch Karpfenartige, allen voran die Barbe, ergänzt. Zudem stehen viele der Fische in ständigem Austausch mit den Zuflüssen in dieser Region.

Hohe Wassertemperaturen und Nährstoffeinträge sorgen in den Sommermonaten für ein üppiges Wachstum von Wasserpflanzen. Krautlaichende Fischarten wie viele Karpfenartige aber auch Hechte finden in in diesen Abzugsgräben oft ideale Lebensbedingungen und fühlen sich hier besonders wohl.

Gräben mit einer starken Quellspeisung zeichnen sich ganzjährig durch niedrige Wassertemperaturen und einen hohen Sauerstoffgehalt aus. Sie stellen meist ideale Bedingungen für die Fortpflanzung und Aufzucht von Forellenartigen dar, welche später in die Hauptgewässer abwandern. Darüber hinaus dienen sie mehreren geschützten Kleinfischarten als wertvolle Refugien.

Stillgewässer

In Südtirol werden etwa 300 Stillgewässer fischereilich bewirtschaftet. Die Vielfalt dieser Fischgewässer ist erstaunlich und begründet sich in ihren unterschiedlichen Höhenlagen, welche von 200 bis  über 2.500 m reichen. Wir klassifizieren die Stillgewässer auf Landesgebiet nach Höhenlage und Entstehungsgeschichte.

Stillgewässer über 1.800 m ü.d.M., die sich durch eine viele Monate andauernde Eisbedeckung, ganzjährig tiefe Wassertemperaturen, ein geringes Nährstoffangebot und spärlichen Wasserpflanzenbewuchs auszeichnen. Sie sind meist von langsam wachsenden Seesaiblingen und Erlitzen besiedelt. Die hier vorkommenden Fischbestände gehen ausschließlich auf historisch-rezente Besatzmaßnahmen zurück.

Stillgewässer zwischen 1.200 und 1.800 m ü.d.M., die oft mehrere Monate im Jahr von Eis bedeckt sind. In den Sommermonaten können sie an der Oberfläche jedoch Temperaturen von bis zu 15 °C erreichen. Sie sind in der Regel über die Seeausrinne mit größeren Fließgewässern der Talsohle verbunden, wodurch eine natürliche Besiedlung durch Fische aus dem Tal möglich war. Sie beherbergen typischerweise mehrere Salmonidenarten und kälteliebende Kleinfischarten.

Künstlich angelegte Stillgewässer, die zur Wasserspeicherung und Stromerzeugung dienen und den Bergseen in vielerlei Hinsicht ähneln. Sie kommen meist in Mittelgebirgslagen vor und zeichnen sich durch ganzjährig kalte Wassertemperaturen sowie einen mittleren bis geringen Nährstoffgehalt aus. Typischerweise beherbergen sie mehrere Salmonidenarten sowie kälteliebende Kleinfischarten und werden häufig mit maßigen Fischen besetzt.

Stillgewässer unterhalb von 1.200 m ü.d.M. Eine Eisbedeckung tritt, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit auf. Die Wassertemperaturen schwanken von etwa 4 °C im Winter bis über 20 °C in den Sommermonaten. Charakteristisch sind mäßige bis hohe Nährstoffwerte sowie ein ausgeprägter Wasserpflanzenbewuchs. Die Fischgemeinschaft wird von wärmeliebenden Arten, wie Karpfenartige, Hechte und Barschartige dominiert.

Natürliche oder vollständig künstliche Stillgewässer, die nicht als öffentliche Gewässer gelten. Daher kann hier in der Regel ohne Lizenz oder Angelschein geangelt werden. Mit wenigen Ausnahmen wird in diesen Gewässern hauptsächlich auf Besatzforellen gefischt. Abhängig von der Höhenlage kann jedoch in einigen dieser Gewässer auch eine gewisse Fischdiversität vorkommen.

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